Ich besuchte das Haward Fürstenberg Symposium im Steigenberger Grandhotel Petersberg. In dem historischen Ort wurde ein Blick in die Zukunft der Arbeitswelt gewagt. Prof. Dr. Horst W. Opaschowski (http://www.opaschowski.de) war als Top-Speaker angekündigt. Leider konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Eine Aufzeichnung seines Vortrags „Deutschland 2030 – Arbeitswelt der Zukunft“ aus dem Grand Elysee Hotel in Hamburg von 2013 wurde eingespielt. Ich fasse mal zusammen, was mir wichtig scheint.
Prof. Opaschowski ging in seinem Vortrag zuerst auf die Lebenssituation in Deutschland ein: Bürger verlieren das Vertrauen in die Fähigkeiten der Politiker, die Familien wandeln sich zur Generationenfamilie, materielle Sicherheit und soziale Bindung stehen im Vordergrund. Die Wirtschaft wächst, der Lebensstandard steigt, jedoch das subjektive Empfinden der Menschen zeigt eine geringere Lebensqualität. Die Menschen sind mit ihrer eigenen Lebenssituation unzufriedener.
Folgende Zukunftstrends zeichnen sich nach Prof. Dr. Horst W. Opaschowski ab.
Zukunftstrend 1: 0,5 x 2 x 3: Die Zukunftsformel der globalisierten Arbeitswelt
Schon jetzt haben wir eine globale Arbeitswelt. Menschen arbeiten grenzübergreifend zusammen. Es zeichnet sich für die arbeitende Bevölkerung ab: Die Hälfte der Mitarbeiter verdienen doppelt so viel, müssen aber dreimal so viel dafür leisten.
Zukunftstrend 2: Strategie der besten Köpfe: Die Zuwanderung als Zukunftspotential
Die Zuwanderung ist kritisch zu sehen. In Deutschland ist anders als in anderen Ländern der Anteil der hochqualifizierten Fachkräfte gering. Die Menschen haben schlechte Voraussetzungen für eine Erwerbstätigkeit. Eine andere Strategie, nur hochqualifizierte Menschen die Zuwanderung zu ermöglichen, birgt in der Zuwanderung ein Zukunftspotential.
Zukunftstrend 3: Leben ist die Lust zu schaffen: Die Leistungsexplosion der jungen Generation
Es ist eine Entwicklung von der Arbeitsfreude zur Lust am schaffen. Sie möchten tun, was sie wollen. Die junge Generation ist leistungsbereit, es entsteht eine neue Leistungsgesellschaft. Die Wirtschaft und Politik muss darauf reagieren. Es muss noch mehr fließende Übergänge zwischen Leistung und Lebensgenuss geben. Die Arbeitswelt zeigt, jeder muss eine unternehmerische Grundhaltung entwickeln.
Zukunftstrend 4: Die Frauen kommen mit Macht: Die Arbeitswelt wird weiblicher
Das höhere Qualifikationsniveau von Frauen führt zum Wandel und kehrt sich bis zum Jahr 2030 um. Es wird deutlich mehr Frauen in Führungspositionen geben. Frauen werden anders als jetzt erfolgreich und anerkannt sein. Eine doppelte Vereinbarkeitskrise entsteht. Waren nur die Frauen von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie betroffen, trifft es nun auch die Männer. Ein Rollenwechsel ist angesagt, was auch zu Statuskämpfen in der Partnerschaft führt.
Zukunftstrend 5: Re-Start mit 50: Die Wirtschaft braucht wieder ältere Arbeitnehmer
Die Wirtschaft braucht die „Best-Ager“, die „Silber-Worker“ und nicht nur die Most-Consumer. In den nächsten Jahre darf die Wirtschaft Abschied nehme vom Jugendwahn. Die Personalpolitik wird langfristig sich auf ältere Mitarbeiter einstellen müssen und auch Konzepte dafür vorbereiten dürfen.
Zukunftstrend 6: Comeback mit 65: Zuverdienst statt Altersarmut
Lässt man die Menschen schätzen, was „Alt“ ist, so nennen die Menschen das gefühlte Alter und nicht das biologische Alter. In der Mitte des Lebens um die 40 ist das „neue Lebensalter“. Die Lebenserwartung steigt auf 87,5 Jahre beim Mann und 92,5 Jahre bei der Frau. Die Bürger wollen selbst ihre Altersgrenze für die Erwerbstätigkeit bestimmen. Dreiviertel würden freiwillig länger arbeiten um mehr Geld zu haben und auch im Alter gebraucht zu werden.
Zukunftstrend 7: Kulturwandel in Deutschland: Die „Doppelverdienerfamilie“ als neues Ideal
Über Zweidrittel der Bevölkerung findet es ideal, wen beide Partner berufstätig sind. Junge Menschen möchten sowohl eine Familie gründen, aber dabei nicht auf die Berufstätigkeit verzichten. Beide Elternteile müssen und wollen familiär verantwortlich sein. Auf diesen Wandel müssen die Unternehmen offensiv eingehen. Firmenkindergärten sind demnächst genauso wichtig wie das aktive Werben bei den Fachkräften.
Zukunftstrend 8: Wirtschaft braucht wieder Werte: Die neue Produktivität des Sozialen
Wer im Beruf dauerhaft ankommen möchte, braucht einen sozialen Kompass. Die Wertediskussion ist im Unternehmen angekommen. Ein sozialer Ertrag ist für Mitarbeiter gleichwertig zum ökonomischen Gewinn.
Zukunftstrend 9: Wachstum wofür? An die Mär vom Immer-Mehr glaubt niemand mehr
Die fetten Jahre sind vorbei. Die Wohlstandsfrage ist zur Wohlergehensfrage geworden. Die Wachstumspolitik wird dennoch immer noch mit der Geldwachstumspolitik verwechselt. Wachstum wofür? Gesundheit und sozialer Zusammenhalt wird ein wichtiger Faktor dabei sein.
Zukunftstrend 10: Gut leben statt viel haben: Der neue Wohlstandsmaßstab
Wohlstand wird in der Zukunft definiert über das persönliche und soziale Wohlergehen. „Gesund und glücklich“ möchten die Menschen sein. Unternehmen, die Beständigkeit und Verlässlichkeit garantieren werden ein höheren Wettbewerbsfaktor haben.
Fazit: Die Wohlstandswende kommt bei den Menschen an.
Wirtschaft, Gesellschaft und Politik darf sich darauf einstellen. Die Suche nach dem Sinn ist für den Einzelnen wichtig, Menschen interessieren sich für eine bessere Gesellschaft.
Wie will ich eigentlich leben? Wie kann ich zukünftig glücklich und gesund leben?
10 Gebote für solch ein Leben könnten sein:
- Bleib nicht dauernd dran
- Versuche nicht permanent deinen Lebensstandard zu verbessern
- Knüpfe ein verlässliches soziales Netz
- Mach die Familie zur Konstante deines Lebens
- Definiere Lebenssinn neu
- Genieße nach Maß
- Mach nicht alle deine Träume wahr
- Du allein kannst es, aber du kannst es nicht allein
- Tue nichts auf Kosten anderer
- Verdien dir deine Lebensqualität durch Arbeit und gute Werke