Immer wieder begegne ich Menschen, die in meinen Bewerbungscoachings die fehlende Geduld als Schwäche bezeichnen. Nun ja, wenige Menschen sehen Geduld als Ihre Stärke. Meine ist es auch nicht. In unserer heutigen Zeit ist das Warten auf etwas nicht mehr normal. Bestelle ich etwas im Internet, ist es meist schon morgen oder spätestens in wenigen Tagen da. Alles ist überall und zu jeder Zeit verfügbar. Wie lernen wir dann Geduld?
Was ist Geduld?
Geduld beschreibt die Fähigkeit zu warten. Das heißt bestehende Sehnsüchte und Wünsche bewusst zurück zu stellen und nicht gleich haben zu können. Vielleicht auch einmal etwas anzustoßen und dann es so nur sein zu lassen, ohne weiter Druck und Kraft auszuüben. Geduld ist auch mit der Hoffnung, der Zuversicht verbunden, dass es so kommt wie es kommen mag. Geduldig ist aber auch jener, der Probleme, Hindernisse, Leid und Schmerz mit Gelassenheit, Ruhe und Standhaftigkeit begegnet. Es hat somit etwas mit Tragen oder auch Ertragen zu tun. Meist gehen wir jedoch gerade in diesen Momenten in den Widerstand. Wir möchten es nicht so haben, wie es gerade ist, möchten jetzt und hier etwas ändern und können nicht warten. Geduld ist aber ein wesentlicher Faktor für Erfolg und Glück. Geduldig zu sein ist aber anstrengend.
Geduld mit anderen
Geduld mit anderen heißt, sie so zu nehmen wie sie sind. Es so sein zu lassen. Vieles braucht Zeit, Zeit zum Entwickeln, zum Wachsen, Zeit aber auch für die Stagnation und die Ruhe. Zeit bewusst erfasst zu werden. und ihnen Zeit für ihre Entwicklung zu geben. Geduld ist eine Tugend, die in jedem steckt, die man entfalten kann. Aber Achtung: Andererseits kann zuviel Geduld verhindern, dass man aktiv wird und gestaltet. Es kommt zu Langmut, Behäbigkeit, Unbeweglichkeit. Geduld lernt man ganz besondern im Umgang mit seinen Kindern. Geduld geht bei der Erziehung oder wie ich es lieber nenne, dem Begleiten mit Entschlossenheit, Klarheit, Aktivität, Durchsetzungsvermögen, Einfühlungsvermögen, Spontanität einher. Geduld bedeutet jemanden mit Nachsicht zu begegnen, zu vergeben.
Merkmale von Geduld
Hier müssen wir mal den Begriff der Gleichgültigkeit anschauen, das Gemüt in Balance zu halten, obwohl etwas geschieht, was wir so nicht kennen und vorhersehen konnten, was wir vielleicht auch nicht glauben, ertragen zu können. Beispiele hierfür sind, geduldig zu bleiben, wenn wir beleidigt, gekränkt, erniedrigt, beschimpft, bloßgestellt und geschlagen werden oder ähnliche unangenehme Dinge geschehen. Geduld ist dabei, erst mal es so stehen zu lassen und zu analysieren, ob das was geschieht überhaupt etwas mit einem selbst zu tun hat. Sich nicht aufzuregen, Leid nicht zurückzuzahlen und Ärger nicht festzuhalten, sondern die negativen Gefühle fließen zu lassen. Ergebnis dieser Haltung, die man zum Beispiel mit Meditation einüben kann, ist eine hohe Erkenntnis über sich selbst zu gewinnen, gesund in Balance zu leben.
Geduld entwickeln
Menschen haben eine gewisse Verlagerung von Geduld oder Ungeduld. Das heißt, einige haben es auch leichter als andere diese Tugend zu entwickeln. Jeder Mensch, der einen begegnet ist dafür da, aus ihm oder von ihm oder mit ihm zu lernen. Ein Tipp, Geduld kann man sehr gut an kleinen Dingen lernen. Einfach einmal nicht gleich etwas zu haben. Ein bewusster Verzicht erhöht die Freude am Erreichen und Erfüllen der Wünsche und Sehnsüchte.
Geduld: Schwäche oder Stärke. Es kann beides sein, wenn es nicht im rechten Maß erfolgt.
Autorin: Anita Schmitt