Hingabe – Verlieren in der Liebe

Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem, was das Leben einfacher und erfüllter macht. Immer wieder stoße ich dabei auf ein Gefühl, das ich mit dem Wort der “Hingabe” einmal beschreiben möchte.

Hingabe – was ist das eigentlich?

Wenn man den Duden befragt ist unter Hingabe ein rückhaltloses Sichhingeben für jemanden oder etwas gemeint, verbunden mit einer großen inneren Beteiligung und oftmals mit Leidenschaft und Eifer. Negativ behaftet ist der Begriff als opfern, unterwerfen, unterordnen.

Für mich ist Hingabe nicht negativ behaftet. Das Gefühl, welches durch hingeben entsteht, empfinde ich als äußerst lebendig, freudvoll, bereichernd und kraftvoll. Vor kurzem las ich in einem Buch Buddhas die Worte „Einzig und allein durch Hingabe kann man die absolute Wahrheit erkennen“, denn Hingabe hat ihre Wurzeln in ehrfuchsvoller Dankbarkeit, sie ist klar, geerdet und intelligent. Hingabe ist für mich ein bedingungsloses „Ja“ zum Leben, ein „Ja“ zum Sein. Das Sein umfasst dabei für mich den vergangenen Augenblick, den momentanen Augenblick und die Zuversicht in das was kommen mag. In der Hingabe löst sich die Ich-Bezogenheit, der Mensch stellt sich offen voll und ganz zur Verfügung und ordnet sich ein in ein Größeres ohne sich selbst dabei zu Überhöhen. Diese Haltung versuche ich zu leben. Manchmal oder oft gelingt es mir und dann erlebe ich lichte Momente der Verbundenheit und Zufriedenheit mit mir, anderen Menschen und dem, in dem ich eingebunden bin.

Hingabe – in jedem Augenblick

Achtsam mit sich und anderen umzugehen, sowie die Gedanken, Gefühle und den Körper immer wieder mit unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen, ist wichtig, um sich hingeben zu können. Sich selbst anderen Gegenüber bedingungslos zur Verfügung zu stellen und wahrhaftig zu kommunizieren, in dieser Haltung werden selbst Verletzungen geheilt oder schon im Augenblick abgewendet. Eine Hingabe kann meines Erachtens nur in einer Grundhaltung der Offenheit, des sich „Nackt“-Zeigens in Furchtlosigkeit und mit einer großen inneren Stärke entstehen.

Die Hingabe zu freudvollen Dingen fällt uns allen dabei wohl recht leicht. Oftmals hat es dabei etwas mit Genuss zu tun, wie zum Beispiel ein leckeres Essen, schöne Überraschungen, körperliche Liebe, ein Blick für das Schöne in der Natur oder wundervolle Musik. Wir empfinden dann Dankbarkeit, Demut, Gnade. Dagegen sich etwas oder jemanden hinzugeben, das mit Schmerz und Verletzung verbunden ist, bedarf Mut und der Übung. Mir wurde es klar durch den Tod meiner Mutter. Mich dem schmerzvollen Verlust hinzugeben, hieß auch nicht die Frage nach dem „Warum?“ aufkommen zu lassen. Sie stellt sich gar nicht. Sich aber der Sehnsucht nach dem verstorben Menschen zu stellen, zu trauern, war und ist wichtig und notwendig.

Jeder kann sich hingebungsvoll etwas oder jemanden zuwenden. Es kommt dabei nicht darauf an, was wir tun, sondern wie wir es tun.

Hingabe – Verlieren in der LIebe

Wie schon oben beschrieben, fällt fast jedem zum Thema „Hingabe“ die körperliche Liebe, also der sexuelle Akt der körperlichen Liebe ein. Partner geben sich hin, Hingabe ist mehr als Zuwendung. Sie lassen sich ein auf den anderen, verschmelzen miteinander, lösen sich im hier und jetzt gemeinsam auf. Es ist ein Vereinen, ein sich in den anderen verlieren, voller Vertrauen und gehalten durch die gemeinsame Liebe. Es ist ein bei sich und dem anderen sein, in der Gleichzeitigkeit und im Augenblick. Das bedeutet aber auch ein Fehlen an Kontrollieren, Lenken und Denken. Somit sehe ich die Hingabe als die Krönung der Liebe. Sie bringt Freiheit in Verbundenheit.

 

Autorin: Anita Schmitt