Wenn wir mit jemandem eine Liebesbeziehung eingehen, öffnen wir uns ihm, schenken ihm unser Herz, geben uns ihm hin. Der andere kennt unsere Schwächen und Stärken, reizt und übertritt imaginäre Grenzen. Er ist aber auch der beste Lehrer auf der Suche nach uns selbst.
Sehnsucht nach Verbundenheit und Liebe
Die Sehnsucht nach Verbundenheit und Liebe ist ein Urinstinkt und schon die römischen Philosophen wie Anneaus Seneca haben sich damit beschäftigt. Nimmt man nur die ursprüngliche Bestimmung des Menschen nach Fortpflanzung, ist er auf der Suche nach dem richtigen Partner für sein Kind. Wenn das aber so einfach wäre mit dem eins und eins ist zwei und werden drei. Aber es ist mehr, nach dem wir streben. Die Sehnsucht nach Verbundenheit und Liebe, nach bedingungsloser Liebe. Diese Liebe soll dann immer frisch, erfüllend, lebendig und dauerhaft sein. Wie kann das gehen?
Am Anfang ist alles neu
Zu Beginn einer Liebesbeziehung konzentrieren sich zwei Menschen aufeinander. Zuwendung, Zeit und Präsenz wird dem anderen und der Beziehung an sich geschenkt. Alles ist neu und frisch, interessant. Im Verlauf der Zeit wird der andere alltäglich, gewöhnlich, selbstverständlich. In der Routine werden wir nachlässig. Was dem anderen wichtig ist, wird nicht mehr gefragt und Bedürfnisse des anderen nicht mehr gesehen und befriedigt. Das fängt mit Ordnung und Sauberkeit an und setzt sich damit fort, dass es einem schwer fällt dem Partner eine Freude zu machen, z.B. wie zum Beispiel ein passendes und originelles Geschenk zu basteln oder zu kaufen. Die Partner in der Liebesbeziehung verlieren ihre Verbundenheit. Ein Gefühl der Gleichgültigkeit entsteht, was vielmals mit fehlender Liebe gleichgesetzt wird.
Wenn wir innehalten und wahrnehmen, wenn wir uns als Paar immer wieder in das “Hier und Jetzt” zurück holen und uns dort in der Gleichzeitigkeit begegnen, entstehen Momente des Glücks in der Verbundenheit. Liebe kann wieder lebendig werden und bleiben.
Achtsamkeit als Schlüssel für eine dauerhafte Liebesbeziehung
Achtsamkeit ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Sie ist absichtsvoll und zeigte sich im bewussten Denken und Handel. Achtsamkeit bezieht sich auf den gegenwärtigen Moment, somit auf das Hier und Jetzt. Vergangenes bleibt vergangen und Zukünftiges geschieht zu einem späteren Zeitpunkt. Somit widmet man diesen Augenblick die volle Aufmerksamkeit. Achtsamkeit bedeutet auch, alles geschieht ohne Wertung und Urteil. Die Achtsamkeit lehrt uns das Bewusstsein für das, was um uns herum geschieht, wahrzunehmen. Sie fordert uns auf zu unterscheiden, „was ist“ und „was sein sollte“. Gerade dazu ist es manchmal notwendig einen Schritt zurück zu treten, eine andere Perspektive einzunehmen, um auch nicht in Versuchung zu kommen, aus dem Affekt heraus zu handeln.
Jedes Paar geht schon bewusst oder unbewusst achtsam miteinander um. So ist die aufrichtige, und bitte nicht routinierte, abendliche Frage „Wie geht es dir? Wie war dein Tag?“ eine Element einer achtsamen Beziehung. Ebenso der Abschiedskuss oder gute Nachtkuss, wenn er nicht nur Routine oder Gewohnheit ist.
Sich achtsam zu begegnen heißt auch sich freundlich, zugewandt und respektvoll zu begegnen. Negative Einstellungen zum anderen, Beschimpfungen oder nachlässiges schlechtes Gerede, Annahmen und Verurteilungen, Ungeduld und Enttäuschungen, haben meist mit sich selbst zu tun und nicht mit den anderen.
Gelebte Achtsamkeit in der Partnerschaft
Nun kann ich nur von meiner Erfahrung sprechen. Achtsamkeit in der Partnerschaft heißt, sensibel und fürsorglich für sich und den Partner zu sorgen. Das bedeutet, sich Zeit für die Partnerschaft zu nehmen und sich darin zu üben, einfach mal nur eins zu tun, ohne das andere schon im Kopf zu haben. Das heißt, die Aufmerksamkeit nur auf den Partner und seine Bedürfnisse zu richten. Dabei gilt es auch die Sprache zu überprüfen. Wie spreche ich mit mir und wie spreche ich mit meinem Partner? Höre ich zu, oder denke ich gleich weiter und weiß schon die Antwort? Jeder Mensch möchte im hier und jetzt und in seinem geraden jetzigen Seins-Zustand wahrgenommen werden, ohne Beurteilung, Vorurteil, angenommenes Wissen, eigener Übertragung und Spiegelung oder Wertung. Alleine sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen und wahrzunehmen, was ist und was möchte ich das sein sollte, ist ein Schritt zur Achtsamkeit in der Beziehung.
Mein Lieblingsthema: Klare Kommunikation und gewaltfreie Kommunikation
Achtsamkeit bedeutet aber auch die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln, ja zu entfalten. Das heißt, wenn ich mich und mein Umfeld im hier und jetzt wahrnehme, dann beschäftige ich mich auch mit mir selbst. Ruft zum Beispiel etwas Gesagtes meines Partners eine Beurteilung oder Verurteilung, vielleicht sogar Missgunst, Neid oder ein anderes negatives Gefühl bei mir hervor, darf ich mich fragen welche Schattenseite von mir angesprochen wird. Fehlt mir vielleicht der Persönlichkeitsanteil, den ich gerade vermisse oder habe ich vielleicht zu viel von dem was ich vermisse und möchte, das der Partner es ebenso in dem Maße hat. Beides hat mit mir zu tun.
Schon in meiner Kindheit haben mir meine Eltern gelernt, es ist nicht gut nur zu geben oder nur zu nehmen. In einer Beziehung sollten sich beide bemühen. Somit ist es wichtig, sich darauf zu verständigen, dass man eine achtsame Beziehung führen möchte. Einer alleine kann es nur bedingt.
Mein persönlicher Tipp: Schaffen Sie sich Beziehungszeiten, achten Sie auf den Flow der Beziehung und halten Sie inne, sprechen Sie liebevoll und gewaltfrei.
Autorin: Anita Schmitt