Wie hat Fritz Roth einmal geschrieben: „Trauer ist Liebe“. Der Verlust eines Menschen, den man mit ganzem Herzen geliebt hat, löst Trauer aus. Es ist ein Gefühl, dass alle Menschen kennen, ob es durch einen Tod eines nahen Angehörigen oder auch durch den Verlust eines Menschen in einer Beziehung geschieht, Trauer ist gelebte Liebe.
Trauer ist individuell und unvorstellbar
Wie Trauer von jedem einzelnen gelebt wird, ist sehr individuell. Wenn der Verlust eintritt, fallen viele Menschen erst einmal in eine Art Schock, in dem sie nichts fühlen. Das Funktionieren und somit der Urinstinkt des Überlebens tritt in den Vordergrund. Dieses Gefühl würde ich wie ein Vakuum bezeichnen, wie unter einer Glocke der unendlichen Leere. Wie lange diese Phase dauert, ist je nach Persönlichkeit unterschiedlich. Das können Minuten sein, aber auch Tage. Selbst wenn man sich mit dem Verlust vorher schon auseinandergesetzt hat, Trauer ist nicht mit dem Verstand zu begreifen, Abschied nimmt man mit dem Herzen.
Wie Trauer geschieht
Der Verlust, gerade beim Tod eines geliebten Menschen ist so unbegreiflich, so unfassbar, so unwirklich und so unvorstellbar. Aber irgendwann – gerade in der Begegnung mit anderen trauernden Menschen – setzt der Schmerz über den Verlust mit unvorstellbarer Wucht ein. Er bereitet seelisches Pein und oftmals auch körperliche Schmerzen. Ich hatte zum Beispiel keinen Hunger, die Konzentration viel mir schwer, mein Rücken schmerzte und drohte zu zerbrechen, ich fühlte mich sehr schnell erschöpft und die Stimmung wechselte von tiefer Traurigkeit und fließenden Tränen zu den ersten Momenten der Freude, des Lachens und der Erkenntnis, dass mein Leben weiterhin durchdrungen ist von der unendlichen Liebe zum Leben und der Dankbarkeit für das was ist.
Jeder geht anders mit seiner Trauer um und drückt seine Gefühle anders aus. Was mir hilft und half in dieser Zeit, ich tue nur das, was mir gut tut und achte konsequent auf mich.
Mal ein Bild von mir: Diese Phase empfand ich oft wie einen Waldspaziergang im Herbst, es ist oft schattig, kühl und fröstelnd, aber ab uns zu spitzt die Sonne durch, erhellt, leuchtet und wärmt und zeigt wie schön das Leben ist. Mit der Zeit bleiben dann die schöne Erinnerungen und die unendliche Dankbarkeit und die Integration des Erlebten ins Leben.
Trauer als Chance verstehen
Trauer ist ein intensives, tiefes und wahrhaftiges Gefühl. Schon das zu erleben ist für viele neu. In dieser Erschütterung und Verletzlichkeit kommen oft Konflikte im Umfeld zu Tage oder es kommen Zweifel über die Bedeutung des eigenen Lebens. Die gestellten essenzielle Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens, bergen aber auch die Chance zu einer persönlichen Entwicklung und einer neuen Reife. Begegnet man den Verlust mit Liebe, Demut und Achtsamkeit und gibt man sich in Stille und Besinnung die Zeit für die Verarbeitung, kann Trauer eine Chance für neue Lebenskraft sein.
Für mich zeigt sich auch im Tod die unendliche Liebe. Ich habe heute erst eine Karte gelesen: „Wenn etwas Geliebtes dich verlässt bleibt immer noch die Liebe“. Dem kann ich nur zustimmen. Auch wenn der geliebte Mensch nicht mehr in der Hülle auf Erden wandelt, ist er in unseren Herzen und in unserem Wesen weiter vorhanden. Er hat uns geprägt und hat etwas von sich dagelassen. Gerade in den ersten Tagen scheint es so, als ob er immer noch da ist, einen auf Schritt und Tritt begleitet.
Gerade im Tod wird etwas ganz deutlich, ist der Anfang neun Monate lang ersichtlich, so ist der Tod oft unvorhersehbar. Keiner hat das Leben in der Hand und keiner kann das Leben kontrollieren. Das heißt, wenn jemand gehen soll, kann es keiner aufhalten. Wünscht man es sich so sehr und hält daran fest, möchte es ändern, wird die Situation nur schwerer. Gibt man sich dem Lebensfluss hin, besteht die Möglichkeit mit sich und den anderen in Liebe verbunden zu bleiben, im hier und jetzt zu leben. Mir hat mein Glaube Zuversicht und Stütze gegeben. Ich bin davon überzeugt, ich werde meinen geliebten Menschen wiedersehen. Sie ist nur vorausgegangen, passt auf uns auf und lebt in unseren Herzen weiter und irgendwann vielleicht werden wir uns wiedersehen.
Es gibt ein wunderbares Lied, das für mich Trost in der Trauer gibt, aber mich immer zu Tränen rührt. Es ist „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Wer es hören mag, gesungen von Siegfried Fietz: https://youtu.be/aN7dGz6NH5M.
Autorin: Anita Schmitt